2005 - Bulgarien - Aero Club Nürnberg

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Mit der KU ans Schwarze Meer

Erst beim zweiten Anlauf zu unserem Schwarzmeer-Flug spielte auch das Wetter mit. Die Einflug- und Landegenehmigungen hatten wir eingeholt und die Permission-Nummern für Rumänien und Bulgarien halten wir in Händen. Ohne die werden die Flugpläne erst gar nicht angenommen.

Die Etappe am ersten Tag von Nürnberg nach Bukarest wird nur durch den Tankstopp in Budapest unterbrochen. Beste Sichtflugbedingungen finden wir, das sind Heiner, Sigi und ich, auf der Donau-Route und weiter über den Wiener Wald und Neusiedler See bis Budapest-Ferihegy. Nach kurzem Aufenthalt geht es weiter in Richtung Bukarest. Die Flugpläne für die ersten beiden Strecken haben wir schon am Vorabend per Internet aufgegeben.

Südlich von Ferihegy steigen wir erst einmal auf 4000 ft. Zwar regnet es leicht aus mittelhoher Bewölkung – die Sichten sind aber gar nicht schlecht. Kurz vor dem Einflugpunkt MOPUG werden wir von Budapest Information an Timisoara APP übergeben. Ohne Besonderheiten geht der Flug weiter Richtung Bukarest. Doch dann, wir haben ja schon darauf gewartet, wächst quer zu unserem Flugweg der Gebirgszug der Karpaten aus dem Flachland. Die über 8000 ft hohen Berge haben noch Schnee und sind zusätzlich in Quellwolken eingehüllt. Wir steigen und steigen und müssen schließlich doch einen Weg zwischen den hochauftürmenden Wolken links und rechts von uns suchen.

Das Ganze dauert weniger als 20 Minuten, dann geht es weiter über flacher werdendes Land nach Bukarest Baneasa. Die Einreiseformalitäten sind problemlos. Ein Flughafenauto bringt uns ins nahe Hotel. Die 15 € dafür scheinen uns moderat. Später lernen wir, dass Taxen sogar noch deutlich billiger sind. Neben anderen Sehenswürdigkeiten schauen wir uns auch den „Palast des Volkes“ an, für den Ceausescu ein ganzes altes Stadtviertel schleifen ließ. Nach zwei Tagen fliegen wir weiter nach Constanta. Der Controller hält uns auf 1000 ft und lässt sich die Flughöhe immer wieder bestätigen. Der nahe Großflughafen Bukarest Otopeni lässt grüßen. Dann überfliegen wir die Donau, die sich hier schon auf mehrere Flussarme aufgeteilt hat.

Constanta ist ein reiner Tourismusflugplatz. Es ist noch keine Badesaison – wir sind das einzige Flugzeug und aller Service konzentriert sich auf uns. Nach der Erkundung der Stadt Constanta fliegen wir am nächsten Vormittag weiter nach Varna in Bulgarien. Unsere Route – es ist eine Luftstraße – geht zuerst entlang der Küste und später ein Stück weit draußen über dem Meer nach Süden. Herrlich blau schimmert es unter uns. Wie ist es wohl zu seinem Namen „Schwarzes Meer“ gekommen?

In Varna ist schon reger Charterbetrieb. Der Handlingagent kommt zu uns an die Maschine. Bei ihm bestellen wir gleich das Tanken. Er will das alleine erledigen und meint, wir könnten derweil schon die Einreise erledigen. Nein, beim Tanken möchten wir schon dabei sein. So viel Zeit haben wir doch. Dann rollt ein Ungetüm von Tanker auf uns zu – prall gefüllt mit Jet-Fuel! AVGAS? Ja, hatten wir früher, sagt man uns. Wurde aber mangels Nachfrage aus dem Programm genommen.

Macht nichts. Dann werden wir morgen eben nicht direkt nach Budapest fliegen, sondern noch einen Tankstopp in Bukarest einlegen. Unser Handlingagent hat uns das Hotel seiner Eltern als Quartier vermittelt und bringt uns zum Weiterflug wieder zum Flugplatz. Er liefert uns am Eingang ab und verabschiedet sich, weil er heute frei hat. Wir aber scheitern beim Versuch zum GAT zu kommen. Der Uniformierte am Ausgang verlangt einen Passierschein. Wo bekommen wir den Passierschein? Im GAT. Und wie kommen wir dorthin? Mit Passierschein! Endlich finden wir einen weiteren Uniformierten mit reichlich Gold am Uniformkragen. Der vermittelt einen Deal. Zwei von uns bleiben als Bürgen beim Mann am Ausgang zurück, und einer darf raus ins GAT, alles erledigen und kommt dann mit dem Passierschein zurück. Danach dürfen alle zum Flugzeug.

Die Streckenfreigabe kommt erst nach dem Start, mit dem Angebot von FL 170. Nein, bitte nicht, FL 60 reicht uns bei weitem. Mit Nordkurs überfliegen wir die Donau, die hier die Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien markiert. Das Tanken in Bukarest Baneasa beginnt eigentlich ganz unspektakulär. Ein Bulldog zieht den Tankanhänger zum Flugzeug. Aber wir müssen weitere 15 Minuten auf das Eintreffen der Feuerwehr warten. Warum? Freudestrahlend zeigen uns die Leute, dass vom Tankwagen der Feuerlöscher abhanden gekommen ist – deshalb die Feuerwehr. Deren Einsatz schlägt sich mit 10 € auf der Rechnung nieder. Da könnte man doch Einspruch einlegen. Stimmt! Wir wollen uns aber für 10 € keine stundenlange Diskussion erkaufen und löhnen. Fliegen ist schöner!

Zwischenzeitlich hat sich der Himmel zugezogen. Eine geschlossene Wolkendecke mit 4500 ft Untergrenze lässt uns ahnen, was in den Karpaten los ist. Diesmal haben wir keine Chance sie zu überfliegen. In einem großen Bogen werden sie westlich umflogen, was natürlich einiges an Zeit kostet. Nördlich von Timisoara ist auch der vorhergesagte Regen da. Er begleitet uns bis zur Landung in Budapest. Der Tankstopp dauert nur kurz. Wir wollen heute noch bis Vöslau kommen und haben in Bukarest und in den Karpaten schon reichlich Zeit liegen lassen.

Nach dem Start geht es mit Nordwestkurs über die Budaer Berge. Die sind zwar nicht hoch, aber die Wolkenuntergrenze auch nicht. Es reicht gerade zum Durchschlüpfen. Auf dem weiteren Weg nervt uns noch eine Schauerstaffel, ehe wir in Vöslau bei leichtem Regen aufsetzen. Abends sitzen wir beim Heurigen und machen Pläne für den nächsten Tag. Da wird kein Fliegerwetter sein. Also fahren wir mit der Badenbahn nach Wien. Nach einem Besuch im Museum Moderner Kunst und im Sacher probieren wir es noch einmal beim Wetter. Die ganze Strecke von Wien bis weit nach Bayern hinein ist dicht. Es regnet ja auch bei uns ununterbrochen. Also zurück nach Vöslau, eine weitere Nacht im Hotel buchen und noch einmal zum Heurigen.

Am nächsten Morgen regnet es nur noch leicht. Der Wiener Wald wird am späteren Vormittag fliegbar werden, und weiter im Westen ist das Wetter schon gut. Die Fliegerunruhe plagt uns. Wir fliegen also los. Der Preis dafür - die Strecke über den Wiener Wald ist eine richtige Quälerei. Ein, zwei Stunden warten hätte alles leichter gemacht. Aber dafür ist nach Melk der Himmel nur noch fliegerblau mit Quellwölkchen. Petrus holt sich bei uns wieder Pluspunkte.

Gerhard Obernosterer

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