2006 - Norwegen - Aero Club Nürnberg

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Fyresdal - Pfingsten in Norwegen

Seit einigen Jahren veranstaltet die AOPA an Pfingsten ein "Fly out". Ziel in diesem Jahr war wieder Fyresdal in Südnorwegen. Teilnehmer des Aeroclubs sind Lothar Ermer, meine Frau, die KU und ich.

Die erste Etappe führte uns über Bamberg und Kulmbach an die A9 nach Hof. Entlang der Autobahn ging es in etwa 2500 Fuß nach Norden. In dieser Höhe konnten wir die Hindernisse auf der Strecke recht problemlos überwinden. Bis Jena ging es dann zwischen einigen Schauern weiter. Die Sichten waren stets einwandfrei und so konnten wir bis Magdeburg weiterfliegen. Hier holten wir uns eine Wetterberatung für den Weiterflug nach Sonderborg in Dänemark und gaben den Flugplan auf.

Die weitere Strecke bis Lübeck "bescherte" uns das schlechteste Wetter des ganzen Ausfluges. Unten das Wasser der Elbe, von oben das Wasser aus den Wolken. Vom Radarbild wussten wir, dass das Regenband nicht sehr tief war. Kurz nach der Brunkendorf VOR hatten wir das Gebiet überwunden und die Wolken und Sichten waren von einer auf die andere Sekunde kein Thema mehr. Dafür hatten wir jetzt einen neuen "Weggefährten". Mehr als 80 Knoten war an Groundspeed fast nicht mehr machbar. Die Landung in Sonderborg bei 30 Knoten Wind auf der 1500-Meter-Bahn direkt am Meer war kein Problem.

Weiter ging es quer durch Dänemark dem Ziel entgegen. Sichten, Wolken und Wind alles kein Problem. Mit dem Überflug der Küstenlinie in 2500 Fuß konnten wir bereits die norwegische Küste - ca. 50 Meilen entfernt - erkennen. Eine halbe Stunde über dem Skagerag sorgt doch für eine gewisse Anspannung, dass alles "im grünen Bereich" bleibt. Nun hatten wir noch ca. 45 Minuten bis Fyresdal. Die Berge steigen hier doch ziemlich an und wir erreichten den "Höhepunkt" des Hinflugs mit 4000 Fuß. Abmelden von Oslo Controll, schließen des Flugplans und eintauchen zwischen die Berge über dem Fyresvatn, einem 30 Kilometer langen See, an dessen Ende unser Ziel liegt. Im Funk werden wir auf deutsch begrüßt, eine nette Idee eines anderen Teilnehmers unserer Gruppe.

Anflug auf ENFY

Zum direkt am See gelegenen Hotel bringt uns ein ehemaliger Follow-Me-Van des Flughafens in Eindhoven. Die sehr zuvorkommenden Inhaber des Hotels und des Flugplatzes bieten wirklich einen sehr guten Service. Nach kurzer Pause geht es zum Essen und begrüßen der Mitflieger. Obwohl es noch 7 Breitengrade bis zum Polarkreis sind, wird es nachts nicht mehr richtig dunkel.

Das Briefing am nächsten Morgen stoppte schnell die fliegerischen Aktivitäten für diesen Tag. Vorhergesagt ist eine Warmfront - aber die soll in diesen Breiten mit Schnee versetzt sein. So ist heute Zeit für "sonstige Aktivitäten". Wir machen einen ausgiebigen Spaziergang und genießen die Ruhe des Landes. Den Hinweis im Hotel "sagen sie immer Bescheid wohin sie gehen" können wir nun gut verstehen. Wer mehr Action haben wollte, konnte sich Fahrräder oder Boote ausleihen. Auch ein Flug (samt Kurzeinweisung) auf einem Wasserflugzeug - Anlegestelle direkt am Bootssteg des Hotels - konnte gemacht werden. Obwohl die vorhergesagte Front doch nicht den Weg zu uns fand, war keiner traurig darüber einen Tag in der traumhaften Gegend verbracht zu haben.

Am Samstag ist wieder Fliegen möglich. Der Bereich der Fjorde ist aber weiterhin problematisch und so entscheiden wir uns für das Landesinnere. Ziel ist Notodden mit der größten Stabkirche Norwegens. Die Flugzeit dort hin beträgt nur eine halbe Stunde. Aber die Ausblicke auf das zerklüftete Land sind einfach toll. Der Anflug, natürlich über einen See, erinnert an ein südliches Städtchen. Mit dem Taxi fahren wir zur Kirche und stehen voller Bewunderung vor dem jahrhunderte alten Bauwerk. Kein Metallnagel, nur Holz - und es hält doch. Den Rückweg legen wir im strahlenden Sonnenschein bei ca. 20° zu Fuß zurück. Auf Empfehlung einer anderen Crew planen wir für den Rückflug die Strecke über den Oslo-Fjord. Funkverbindung mit Oslo Controll - unsere Wunschroute beantragt - "proceed as requested". So einfach hatten wir einen tollen Flug über die vielen kleinen Inseln und Unmengen von Schiffen. Dann ruft uns der Controller: "On your left site you see my boat". Kurze Zeit später: "Slightly left (wir blicken Richtung Skagerag) the end of the world". Und all dies auf der Frequenz die Airliner auf FL380 schickt. So locker kann das alles gehen. Mit exakten Westkurs geht es zum Südende "unseres" Sees. Die Strecke führt über bergiges Gelände und so ist es dort "sehr bockig". Die KU auf Kurs zu halten ist richtige Arbeit. Der Anflug in ENFY gestaltet sich alles andere als ruhig. Zwar hängt der Windsack ziemlich ruhig da, aber in etwa 100 Fuß "geht voll die Post ab". Ohne Vorwarnung haben wir 45° Bank. Dank guter Reaktion von Lothar setzen wir sicher auf. Nach der Rückkehr im Hotel erzählt ziemlich jeder, wie er die letzten Meter geschafft hat.

Stabkirche in Heddal

Oslo-Fjord bei Drammen

Extra für uns - oder vielleicht war es doch Zufall - ist an diesem Tag "Bygdedag", eine Art Gemeindefest, mit etlichen lustigen Verkaufsständen und viel norwegischer Musik. Abends noch ein Barbeque und eine Party mit "Tones Musik", einer -angeblich- bekannten norwegischen Band. Schon die Besetzung mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und 3 Akkordeon war nicht ganz gewöhnlich. Und die "norwegische Polka" -eigentlich spielten sie nur diese- erinnerte mich stark an bayerische Gefilde. Da wir am nächsten Tag wieder fit sein wollten, wurde es dann aber doch nicht sehr spät. Dadurch "verpassten" wir dann auch den Abschluß des Festes, der offensichtlich mit recht handfesten Argumenten zwischen einigen Wikingern ausgetragen wurde.

Beim morgendlichen Briefing gab es letzte Tipps und Wetterinformationen für den Rückflug. Außer einem zwar abnehmenden aber weiterhin kräftigen Wind sollten wir keine wetterbedingten Probleme haben. Mit einem leicht gänderten Flugplan nach Esbjerg in Dänemark ging es entlang des achten Längengrades nach Süden. Bei Kristiansand das Land verlassen und dann ziemlich lange übers Wasser zum Ramme VOR. In FL 65 war alles ziemlich ruhig - nur unsere Groundspeed von 145 Knoten zeigte uns, dass da etwas los war. Nach Funkkontakt zu Billund Approach und dem "ready to copy weather report" dann ein kleiner Schreck. "Wind 330 25G38" - und das bei einer Bahn 26. Wie war das mit der Seitenwindkomponente der Archer? Ab einer Höhe von 2500 Fuß konnten wir dann richtig spüren, dass auch über dem flachen Dänemark der Wind ganz schön ruppig sein kann. Frequenzwechsel nach Esbjerg und schon hatten wir unsere Landeinformationen. Mit einer Flugzeuglängsachse die im Normalfall nie zur Landebahn geführt hätte wurden wir bis zur Landung heftig geschüttelt. Auch während des Rollens merkte man noch, dass dies keine "Standardlandung" gewesen war.

Kristiansand

Letztes Tanken (zu Traumpreisen von € 1,11), letzter Flugplan, letzte dänische Kronen für einen Kaffee, letzte Etappe. Wir steigen zwischen nun doch dichter werdenden Wolken auf FL 65 und fliegen in Richtung Weser VOR. Hier oben wieder Sicht ohne Ende und ein "guter" Rückwind. Am Pfingstsonntag sind keine Sperrgebiete aktiv und so können wir über Warburg und Fulda VOR direkt Nürnberg ansteuern. Bei Schweinfurt haben wir genau auf Kurs ein großes Loch vom Dienst und sinken auf 3500 Fuß. Jetzt merken wir auch wieder den Wind. Aus der ohne Wind geplanten Flugzeit von 3:40 werden nur 2:59.Die Landung auf der 28 mit Wind 330 10 ist nur noch ein Kinderspiel.

In einem Artikel konnte ich vor kurzem lesen: "Leute, da müsst Ihr hin, vergesst Kanada oder Alaska!" - es war auch ein Bericht über Fyresdal.

Bernd Mehl

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