2010 - Toskana - Aero Club Nürnberg

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Ausflug in die Toskana – ein Sommerrückblick

Eigentlich war dieser Aero Club-Ausflug schon für 2009 geplant, aber im letzten Augenblick hatte uns die Erkrankung zweier wichtiger Teilnehmer und das Wetter in den Alpen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Vertagung auf 2010. Dafür war die Planung und Vorbereitung diesmal umso intensiver. Der neueste „Aerotouring Flight Guide“ (Avioportolano Italia), Hinweise und Tipps vom Aeroclub di Massa (der Zielflughafen in der Toskana) und von erfahrenen Italienfliegern trugen zu einer Vielfalt von Routenvorschlägen bei. All dies wurde von den potentiellen Teilnehmern an zahlreichen Stammtischrunden im Frühsommer kommentiert, kritisiert, geändert und ergänzt. Schließlich und endlich konnten wir uns dann doch noch auf den Starttermin 2. September einigen. Von den ursprünglichen vorgesehenen vier Maschinen wurde die ACN-Flotte auf drei reduziert – unsere zwei Piper und die CK als Cessna 172-Vertreter, jeweils besetzt mit drei Personen - wir müssen ja für vier Tage auch noch etwas Gepäck und Treibstoff laden!

Zwei Wochen vor dem geplanten „take off“ ein neues Problem: für den stopover in Venedig auf dem Rückflug gab es aufgrund des Filmfestivals „Biennale“ am Wochenende keine Hotelzimmer mehr. So wurde kurzerhand die Route umgedreht und als erstes Etappenziel Venezia–Lido eingeplant. Ja und dann ist ja immer noch die Frage nach dem Wetter über den Alpen und dem Apennin!

Donnerstag, 2. September 2010:

Start 06:00 UTC, Treffen im Clubheim und Briefing, neuestes Wetter einholen, ggf. Flugplan nach Trient (LIDT) aufgeben. Das Wetter über den Alpen ist OK aber in Nürnberg noch Nebel mit ca.700 ft Wolkenuntergrenze, also warten.

Am späten Vormittag wird es dann doch besser und wir können endlich starten. Lediglich bis Ingolstadt gilt es einige hohe Wolkentürme die wir „slalomartig“ um- und unterfliegen. Der rührige Militärlotse von ETSN Neuburg hilft uns durch die Kontrollzone mit tadellosem Englisch-Sprechfunk und entlässt uns nach München-FIS bei Sonne und CAVOK.

Weiter geht es über Ammersee, Walchensee, Mittenwald, Innsbruck über den Brenner direkt in den Süden. Erste Zwischenlandung für Pilotenwechsel und Tanken ist der Flughafen Trient, den wir nach ca. zwei Stunden Flugzeit erreichen. Im durchaus empfehlenswerten Flughafenrestaurant dann der erste Teller Spaghetti, schließlich sind wir schon in Italien! Der Weiterflug entlang dem Etschtal, an Verona vorbei und dann mit östlichem Kurs direkt nach Venedig erwies sich, entgegen den Vorhersagen, als völlig unproblematisch. „Padova Information“ (wenn man sie überhaupt empfängt und das Italo- Englisch versteht!) weist einem in der Regel nur 1000 bis 1500 ft AGL zu, aber daran kann man sich auch gewöhnen: das ist halt „la bella Italia“.

Der Anflug auf den Grasplatz (1000m) Venezia Lido LIPV, mit der Lagune und der Stadt immer im Blickfeld, erfolgt entlang der Küste in nördlicher Richtung. Nach (guter!) Landung und Verzurren der Maschinen heißt es jetzt das Transportmittel zu wechseln.

Die ACN-Crew steigt um auf den „Vaporetto“ (Fähre) in Richtung Hotel, in Sichtweite die berühmte Piazza San Marco. Der krönende Abschluss des 1.Tages ist dann unser Fischdinner direkt am Canale Grande mit abschließendem nächtlichem Verdauungsspaziergang durch die Altstadt von Venedig mit unserem stadtkundigen Führer Holger.

Freitag, 3.September 2010 : Toskana

Morgendliches Briefing in der Hotelhalle, die Wettervorhersage für die Route über den Apennin Richtung Toskana ist gut. Lediglich ein paar heranziehende Gewitterwolken über der östlichen Adria verhießen nichts Gutes. Also schnell zurück zum Lido, diesmal mit einem der vielen (teuren) Wassertaxis, um Zeit zu sparen. Lothar startet kurz nach 11 h als Erster mit der KU, gefolgt von Bernd mit der UE und dem Autor mit der CK. Wir hatten uns für einen südlichen Kurs entlang der Küste bis ca. San Marino entschieden, um dann den Apennin mit max. 5000 ft. und Kurs 210° in Richtung Arezzo/Siena zu überqueren. Trotz Ausweichmanöver nach Westen waren die Regenschauer heftig aber nur von kurzer Dauer, wenigstens waren die Mücken vom „Tiefflug“ durch die Poebene weggewaschen. Während Bernd mit der UE alle Pflichtmeldepunkte der „Romagna CTR“ auf Anweisung des ATC abfliegen durfte, (sein englischer Sprechfunk war einfach zu gut für den italienischen Controler!) konnten wir einen sehr schönen Direktkurs über die Hügel und Berge nach Arezzo LIQB fliegen. Tagesziel war das „centro di volo Serristori AR04“ nähe Sesto Fiorentino mitten im Herzen der Toskana, ein privater Platz mit 500 m Asphalt, Avgas, Hotel, Restaurant und Swimmingpool. Der Platz ist zwar nicht PPR, eine vorherige telefonische Anmeldung aber unbedingt empfehlenswert, ansonsten Platz überfliegen, Windrichtung feststellen und landen. Serristori ist gleichzeitig das bisher einzige Flug-Ausbildungszentrum für Behinderte „Baroni Rotti“ in Italien (www.aeroclubserristori.it). Der Empfang und die Gastfreundschaft beim Aeroclub Serristori war einfach überwältigend, vom guten Wein und der berühmten „bistecca alla fiorentina“ (kaum zu bewältigendes Riesensteak!) ganz zu schweigen.

Samstag, 4. September 2010 : Versilia

Nach dem üppigen Abendessen und reichlich Chianti, (selbst unser eingefleischter Cola-Trinker Armin konnte mit vereinten Kräften von dessen Güte überzeugt werden) haben wir uns zunächst für den vom Aeroclub angebotenen Ausflug zur Etruskerhauptstadt Cortona entschieden, Kultur muss schließlich auch sein. Franco, der Präsident des Clubs und nach einem Unfall auf den Rollstuhl angewiesen, hatte für uns eine Sonderführung im dortigen Etruskermuseum organisiert mit anschließendem Mittagessen unter den Rathaus-Kolonnaden (kein vino für die PICs!). All das mit Begleitung von einigen Clubkameraden, die auch für den Transport gesorgt hatten. Ab 2011 soll auch die Möglichkeit bestehen, sich Fahrräder oder einen Mietwagen direkt am Flugplatz zu leihen.

Bis die ACN-Armada dann betankt und startklar war hatten wir fast 5 Uhr nachmittags, aber es war ja nur eine Stunde Flugzeit bis zum ursprünglich geplanten Zielflughafen Massa-Cinquale LILQ.

Wieder ein wunderschöner Flug über die klassische toskanische Hügellandschaft, vorbei an San Gimignano, (die Stadt mit den vielen Türmen) und Volterra, um bei Livorno auf das Tirrenische Meer zu stoßen.

Pisa control gab uns dann die direkte Route entlang der Küste mit 1000 ft über Meeresspiegel, vorbei am Schiefen Turm und den zahlreichen Badeorten der Versilia mit seinen wunderbaren Sandstränden. Der Küstenstreifen ist hier nur 5 - 7 km breit, danach beginnen bereits die Apuanischen Alpen mit Bergen bis zu 2.500 m – das ist auch der Reiz dieser Gegend.

LILQ-Massa muss mit seiner 700 m „ex-Gras-Holperpiste“ sehr exakt angeflogen werden, auf der einen Seite ist das Meer (und ein Zaun), auf der anderen Seite die Berge. Aber kein Problem für unseren sen.cpt. Peter !

Nachdem die drei crews zwar in Flugplatznähe, aber in unterschiedlichen Hotels untergebracht waren, wurde als abendlicher Treffpunkt der Seesteg im benachbarten Forte dei Marmi, der! Edelbadeort der Versilia, ausgemacht. Leider gab es für einige von uns kein Taxi, aber so ein abendlicher Spaziergang von ein paar Kilometern entlang der Küste fördert Hunger, Durst und Kondition.

Sonntag, 5. September 2010: Rückflug

Der Aufenthalt an der Versilia war natürlich viel zu kurz, Badewetter wäre auch noch gewesen aber wir mussten ja wieder zurück nach Nürnberg. Also 9 Uhr Treffen, Wetter einholen (CAVOK) und 20 € pro Flieger und Nacht zahlen.

Der Start war in Richtung Meer und dann weiter mit nördlichem Kurs vorbei an den Marmorbrüchen von Carrara über den Cisa-Pass (3182 ft.) in Richtung Parma.

Problem war weniger der bei 3000 ft bzw. 1000 ft.AGL beginnende airspace A, als die schlechte Funkverbindung zu Milano oder Padova FIS auf der gesamten Strecke Parma-Verona-Trient. So konnten wir allerdings relativ unbehelligt von eventuell restriktiven ATC Anweisungen und bei ständiger Hörbereitschaft die Kontrollzone Garda/Verona in immerhin 2500 ft. westlich umfliegen.

In Trient wieder Spaghetti und Avgas tanken sowie Pilotenwechsel für die letzte Etappe.

CK und KU hatten wieder die direkte Route über Innsbruck–Mittenwald und westlich an München vorbei nach EDDN gewählt und waren nach 3 h 45 min Gesamtflugzeit wieder am fränkischen Boden.

Bernd in der UE wählte die östliche Route über das Inntal mit dem Versuch ein midfield-crossing in München EDDM zu bekommen. Es hat geklappt - war wohl die Kompensation für den kleinen Umweg in der Romagna CTR! Also: Ende gut – Alles gut! Die kleinen Turbulenzen bei Vorbereitung und Planung sind längst vergessen, es gibt noch viel zu sehen in der Toskana, besonders aus 1000 ft AGL.

Arrivederci 2011 in Italia!

Jörg Tischer

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