2007 - Balkan - Aero Club Nürnberg

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Vatertag

Die Adria oder der Balaton - das war die Frage. Wohin die Reise dann tatsächlich gehen wird, das bestimmt meistens der Petrus mit seinem Wetterangebot. Auch an diesem Vatertag ist es nicht anders. Das Wetter im Großraum Nürnberg - Regensburg ist "Mike" - wie mies. Weiter im Südosten, etwa ab Straubing soll es dann besser sein.

Wie immer dauert die Diskussion über das Reiseziel und die Route dorthin seine Zeit. Dann kommt noch die Flugvorbereitung - und es regnet derweil so vor sich hin. Es regnet beim Tanken, es regnet beim Start und weiter die erste Hälfte auf der Etappe nach Vilshofen. Es ist eine sehr anspruchsvolle VFR-Fliegerei, aber machbar. Die zweite Strecke entlang der Donau und später über den Wiener Wald zum Tagesziel Vöslau bietet schon herrliche Sichten und Wolkenuntergrenzen von über 2500 ft.

Im Hotel Stefanie finden wir ordentliches Quartier. Wir, das sind Alfred, Günther und Lothar mit der Cessna KI, Jürgen, Peter und Wolf mit der PA 28 KP sowie Alfred; Heiner und ich mit der Cessna CK. Den Abend verbringen wir beim Heurigen. Mitten im Ort hat der Schachl ausgesteckt. Alle vier Wochen ist ein anderer Winzer dran, der dann in seinen Räumen eigenen Wein und die dazu passende Jause anbietet.

Nach einem problemlosen Start erleben wir doch gleich einen recht turbulenten Flug. Etwa nach 15 Minuten kommt der erste Paukenschlag. Im Lee des Schneebergs werden wir von einem Rotor ohne Vorwarnung schon sehr massiv geschüttelt. Ab jetzt passen wir mehr auf und meiden die Leeseiten markanter Berge. Über den Militärflugplatz Zeltweg hinweg geht unser Flug zum Neumarkter Sattel. Der Abstand zur Bergkette scheint uns bei weitem ausreichend. Wir sind mindestens 15 Meilen südlich des Alpenhauptkamms und fühlen uns schon recht sicher. Da schlägt die Riesenfaust zu. Offensichtlich hat uns noch einmal ein Rotor erwischt. Obwohl die Automatikgurte so fest als möglich angelegt sind, landen wir alle drei sehr unsanft an der Cockpitdecke. Nur einmal. Das reicht. Unsere Adrenalinspiegel sind danach auf einer neuen Höchstmarke. Und bei Heiners Headset hat der Aktivteil den Geist aufgegeben.

Das Wetter am nächsten Tag macht uns die Entscheidung leicht. Es gibt einige kleinere tiefe Wolkenfelder. Ansonsten nur hohe Bewölkung, gute Sichten und einen strammen Nordnordwestwind. Also auf nach Portoroz mit einem Zwischenstopp in Klagenfurt. Die erste Etappe fliegt jede Crew auf einer eigenen Route. Wir wollen möglichst viel von den Alpen sehen und planen unsere Strecke in den Tälern via Semmering, Zeltweg und Neumarkter Sattel zum Einflugpunkt St. Donat.

Flugplanung in Klagenfurt

Die zweite Etappe dieses Tages nach dem Tank- und Lunchstopp in Klagenfurt verläuft deutlich ruhiger. Am Einflugpunkt Yesen über den Karawanken übernimmt uns Ljubljana Info und begleitet uns bis kurz vor Portoroz. Der Flugplatz dort liegt hart an der Grenze zu Kroatien, so dass der Anflug teilweise über das Nachbarland verläuft. Nach der Grenzkontrolle, die sehr locker vonstatten geht, bekommt jeder zur Begrüßung einen Slibowitz. Wie sagt der Volksmund? Andere Länder - gute Sitten!

Koper

Zum Abendessen spazieren wir nach Piran. Bei den Drei Schwarzen Witwen gibt es hervorragenden Fisch. Nur der Rückweg zum Hotel fällt etwas schwer. Unser Wunsch nach einem Boot, ach wie wäre das jetzt schön, stößt beim Transportfachmann auf taube Ohren. In der Hotelanlage gibt es dann noch eine Überraschung. Da ist irgend eine Tagung und zum Abschluss läuft eine Laserschau mit Musik und Ballet.

Der nächste Vormittag sieht uns tief über den Flugkarten hängen. Die drei Crews wollen auf unterschiedlichen Routen nach Sarmelek an den Balaton. Alle fliegen letztlich zuerst die Küste entlang nach Süden bis Rovinj. Von dort geht die KI über Zagreb, die KP über Maribor und die CK über Klagenfurt und Graz nach Sarmelek. In Keszthely, direkt am Balaton finden wir Quartier und lassen in einem gemütlichen Gartenlokal den Tag ausklingen. Und es gibt ja viel zu erzählen. Wie wunderschön die einzelnen Flüge waren - entlang Istriens Westküste nach Süden, über die Inseln in der Kvarner Bucht oder über die auslaufenden Ostalpen in die Ungarische Tiefebene.

Rovinj

Straßendorf in Ungarn

Sarmelek - rechts quer  

Der nächste Tag beginnt schon etwas wehmütig. Eine Crew muss heim nach Nürnberg, während die KP und die CK noch bis Montag auf Tour bleiben können. Wir verabschieden die KI und nehmen dann die erste Tagesetappe nach Graz unter die Schwingen. Es ist immer noch Super - VMC und der Wind hat sich fast ganz gelegt. So wird es ein stressfreier Flug über die ungarische Ebene, vorbei am Flugplatz Fürstenfeld zum Einflugpunkt Lassnitzhöhe

Nach kurzem Aufenthalt in Graz geht es weiter nach St. Johann. Der Flug durch die Alpen ist ja immer ein Erlebnis. Bei so gutem Wetter aber schon ein besonderes. So wählen wir unsere Route erst nordwärts über Leoben nach Eisenerz. Nun kommt mit dem Flug durch das Gesäuse, einem engen, schluchtartigen Teil des Ennstales ein echtes Schmankerl. Das Tal ist so eng, dass neben dem Fluss nur noch Straße und Bahn Platz haben. Und die muss teilweise noch in den Berg hinein ausweichen. Danach geht es vorbei an Dachstein und Hochkönig über Fieberbrunn nach St. Johann.

Erzberg bei Eisenerz

Einflug ins Gesäuse

Beim ersten kühlen Bier des Tages werden auf der Flugplatzterrasse die nächsten Schritte beraten. Wir kümmern uns um das Nachtquartier und werden in einem netten Hotel fündig. Die Einzelzimmer sind aber so winzig, dass man sie zu recht als Nasszelle mit Schlafnische bezeichnen kann. Übrigens, Das opulente Frühstück am nächsten Morgen hat dafür einiges gut gemacht.

Zurück zum Nachmittag. Am Stadtplatz hält Kaffee und Kuchen unsere Lebensgeister bei Laune. Danach wird die Stadt durchwandert, die Kirche besichtigt und die schön renovierten Fassaden der Häuser werden begutachtet. Auf Gedenktafeln lesen wir über die Besetzung der Stadt zu Napoleons Zeit. Das Abendessen gibt es, das ist schon Tradition, im Hotel Post.

Mit ein bisschen Wehmut fahren wir am nächsten Tag zum Flugplatz. Das Wetter ist immer noch gut, soll aber am Nachmittag vom Westen her schlechter werden. Der Heimflug beginnt. Beim Start auf der 31 drehen wir gleich nach dem Abheben nach rechts auf 340 Grad und vermeiden so den Überflug der Wohnhäuser, die direkt in der Abflugzone liegen. Als wir nach Deutschland einfliegen, frage ich Heiner, ob ihm etwas auffällt. Ja, natürlich sagt er, der Transponder bleibt auf 7000. Wir müssen nicht mehr umschalten. Vorbei an Unterwössen erreichen wir den Chiemsee. Von da geht es mit Nordkurs direkt nach Straubing.

Noch einmal ist Gelegenheit zum Tanken und Pilotenwechsel. Und schon geht es weiter auf das letzte Stück nach Nürnberg. Auf der Bord-Bord-Frequenz melden sich die Kollegen von der KP - "denkt ihr noch an das miese Wetter, dass wir auf dieser Strecke vor vier Tagen hatten"? Ja doch, aber die ganze restliche Zeit war es dafür wunderschön. Nach über 11 Stunden Flugzeit pro Maschine landen wir daheim in Nürnberg.

Gerhard Obernosterer

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