2014 - Gibraltar - Aero Club Nürnberg

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Sehnsuchtsziel Gibraltar mit der D-ENUE

Samstag, 11. 10. 2014 bis Samstag,18.10. 2014 - (Gesamtflugzeit: 26 h)

Schon im Jahr 2013, vielleicht sogar etwas eher, gab es die ersten Diskussionen über das Ziel „Gibraltar“. Lothar Ermer und ich waren uns einig, der ebenfalls interessierte Peter Weghorn besorgte schon eine Menge an Unterlagen. Der erste Termin für den Flug wurde im Frühjahr 2014 gesetzt, aus verschiedenen Gründen ließ er sich nicht realisieren. Das Jahr 2014 ging nun langsam dem Ende entgegen, die letzte Chance noch das Traumziel zu erreichen, denn Lothar will Ende 2014 die aktive Fliegerei beenden. Auf Grund eines engen Terminplans blieb mir nur die KW42 im Oktober. Weniger als eine Woche war für einen solchen Flug auch nicht ausreichend, denn wir wollten daraus keine Tortur machen. Unser Ziel war, auch den Weg zu genießen. Etappen von mehr als 2-2,5 Stunden sollten es nicht werden und höchstens 2-3 pro Tag. Aus Sicherheitsgründen – wetterbedingte Umwege oder Alternativziele- wollten wir nicht zu spät in die Abendstunden hineinfliegen. Wir gaben uns auch von vornherein einen Zeitpuffer für schlechtes Wetter.

Am Samstag, den 11. 10 war das Wetter alles andere als einladend. Eine undurchdringliche Hochnebeldecke versprach selbst in den nächsten Tagen wenig Aussicht auf Verbesserung. Die Untergrenzen betrugen gerade mal 800 Fuß, die Sicht unter der Wolkendecke etwa 3-5 km. Weiteres Warten versprach keine Verbesserung – wir beschlossen den Raum Nürnberg im Tiefflug in Richtung besseres Wetter zu verlassen. Aus Sicherheitsgründen wollten wir die Bodensicht nicht aufgeben. Lothar und ich beschlossen den Aufbruch mit Ausflug über N. GAFOR zeigte nur 2 Möglichkeiten: ein Durchlass bei Heilbronn-Karlsruhe ins Rheintal und einer südlich des Schwarzwaldes. Der Schwarzwald selbst, wie auch das Gebiet weiter nördlich im Rhein-Main-Gebiet zeigten rot. Der Weg südlich des Schwarzwaldes grenzt unmittelbar an den Schweizer Jura. Dort ist das Wetter unter solchen Bedingungen meist nicht besser und die Kontrollzone von Zürich ist sehr nahe. Die A6 erscheint uns als sicherste Orientierungsline.

In Schlangenlinien an den dunkleren Gebieten und Windrädern vorbei mit Kurs nach Südwesten erreichten wir das Autobahnkreuz Feuchtwangen-Crailsheim. Hier betrug unsere Höhe bereits 1000 Fuß über Grund. Nach Heilbronn steuerten wir südwestlich ins Rheintal, passierten Lahr und landeten schließlich nach ca. 2 St. bei gutem Wetter in Colmar, genau zur Mittagspause. Die Unpünktlichkeit des Tankwartes gab uns mehr Zeit zum Planen der nächsten Etappe. Der Pilot einer schweizer Dimona bestätigte meine Befürchtungen des miserablen Wetters in der Schweiz. Als nächste Etappe bietet sich Valence an, doch die Informationen auf Lothars PC bestärkten uns nicht. Sprit gab es an diesem Tag anscheinend nur bis 16:00 Uhr und morgen, Sonntags, gar nicht. Wir entschieden uns, bereits in der Luft, für das geringfügig näher gelegene Grenoble-Isere. Unser Weg führte zwischen Belfort und Montbelliard hindurch, entlang des reizvollen Tal der Doubs, über Besançon La Veze und an Lyon vorbei nach Grenoble. Der Schweizer Jura hing dicht in Wolken. Funkkontakt nach Grenoble bekamen wir erst unmittelbar vorher, denn der riesige, einsame Flugplatz liegt eingebettet in einem Quertal. Außer ein paar Kleinflugzeugen und Fallschirmspringern war nichts los, für uns optimal – der Tankwagen war sofort da. Voller Tatendrang an diesem Nachmittag entschieden wir uns für Avignon als heutiges Tagesziel, nur noch ein kurzes Stück an der Kontrollzone von Orange vorbei. Nach Montpellier wären wir schon in die Abendstunden gekommen.

Als Hotelempfehlung gibt man uns am Flughafen in Avignon das Mercure Pont D’Avignon direkt am Papstpalast mit Flughafendiscount, das wir schon einmal bei einem früheren Aeroclubausflug nach Portugal genommen hatten. Der lange Weg mit dem Taxis mitten in die verwinkelte Altstadt kostet allerdings 50 Euro einfach, ohne dass wir die gute Lage noch zu einer Erkundung der Altstadt nutzten.

Schon 20 m neben dem Hotel ließen wir uns in einem Restaurant nieder – vielleicht sogar die bessere Wahl, denn dort waren nur Franzosen, im Gegensatz zu den von Touristen bevölkerten Plätzen.

Selbst der morgendliche Spaziergang vor dem Frühstück zur „Pont d’Avignon“ fiel bei mir aus (nicht für Lothar), weil es für die Videokamera noch zu dunkel war.

Die nächste Etappe sollte uns ein Stück weiter bis nach Spanien bringen und wir gaben einen Flugplan nach Sabadell bei Barcelona auf. Ausflug über den südwestlichen Meldepunkt von Avignon und über Arles an der Rhone entlang nach Süden, vorbei an dem Etang de Vaccarès folgten wir dem westlichen Ufer zum Meldepunkt WA, dem bekannten Ort St. Marie de la Mer in der Camargue. Von dort führte unser Weg am Ufer des Mittelmeeres entlang der vorgesehenen VFR-Route. Vor dem Flugplatz von Montpellier kürzt der Weg über Wasser die Bucht ab, wo die Wolken mittlerweile wenig mehr als 500 Fuß über Wasser hängen bei starkem Wind und Regen. Für das Mittelmeer bestätigt sich das vorausgesagte schlechte Wetter, so dass wir unser Alternate Perpignon ansteuern.

Dort hat der Wind alles weggeblasen, aber das Wetter nach Westen und Südwesten in Richtung Pyrenéen sieht verlockend aus. Hier bekommt man tatsächlich noch eine individuelle persönliche Wetterberatung. Demnach ist der Hauptkamm der Pyrenéen in Wolken eingehüllt mit Regen, aber da wollten wir wegen der großen Höhe nicht hin. Von unserem Ausflug nach Barcelona ein Jahr zuvor kannten wir einen Weg, der in Ost-West-Richtung in relativ niedriger Höhe durch die östlichen Pyrenéen führt. So vermieden wir das Mittelmeer und nahmen uns den Flugplatz Lleida im Ebrotal als nächstes Ziel vor.

Lleida liegt in einer trockenen Steppen- und Landwirtschaftsregion, die auf den ersten Blick für den Durchreisenden langweilig wirkt. Für den Naturinteressierten gibt es aber in dieser Region durchaus Besonderheiten, etwa das Flugfeld von Alfes im Süden von Lleida, einem heute noch benutzten Vereinsflugplatz mit einer interessanten Vogelvielfalt verschiedener Lerchenarten. Wir verließen also Perpignon über den südwestlichen Ausflugpunkt in das Tal der Têt in Richtung Prades. Der Weg ist ganz geradlinig, ich war jedoch verunsichert, weil mir der Anstieg am Ende des Tales zu hoch erschien. Gleichzeitig kämpfte ich mit extremen Böen des Föhns, der von der Südseite der Berge mit bis zu 48 kn herüberwehte. Manchmal versetzte es uns innerhalb weniger Sekunden um 500 Fuß nach unten. Ich steuerte die nördliche Seite des Tales an, um den extremen Abwinden zu entgehen. Als wir jedoch im Tal entlang flogen, war der Spuk vorbei. Auch der vermeintlich hohe Anstieg verflachte sich und wir fanden uns in einem breiten U-förmigen Tal in Westrichtung, trotz vieler Wolken ein sehr angenehmer Flug an drei kleinen lokalen Flugplätzen vorbei. Das Tal wendet sich dann ganz nach Westen und bei dem Ort Seo de Urgell und dem auf einem Plateau liegenden Flugplatz La Seo D’Urgell, dem Flugplatz von Andorra, wendet es sich in
einer sanften Kurve nach Süden in Richtung Ebro. Rechts und links ragen noch einige bizarre Felsen in das Tal hinein, vor uns lag aber schon das flacher werdende Gelände, das in einigen Stauseen in Richtung Ebrotal ausläuft. Ohne Begegnungen mit Gleitschirmfliegern und Gänsegeiern gehabt zu haben, gingen wir am Südrand der Berge auf Südwestkurs in Richtung Lleida, den best versteckten, günstigsten und hilfreichsten Flugplatz unserer Reise. Als wir den Meldepunkt „O“ erreicht hatten, meinte Lothar bereits den Platz zu sehen, er war aber nicht an der richtigen Stelle und entpuppte sich als eine landwirtschaftliche Kultur. Außerdem gab uns der Controller „N“ als Einflugpunkt. Von dort wussten wir, dass uns ein Kurs von 210 ° exakt in den Queranflug führt. In dieser Richtung lag ein großes, absolut leeres landwirtschaftliches Plateau vor uns. Erst als wir bereits die Hälfte des Areals überflogen hatten, fiel uns ein unscheinbarer, gut an die Landschaft angepasster Turm auf, der auch ein einfacher Wasserturm hätte sein können. Da es keine anderen baulichen Strukturen gab, musste es etwas mit dem Flugplatz zu tun haben. Bei genauer Betrachtung sahen wir dann auch die Landebahn quer dahinter. 

Der „unscheinbare“ Turm stellte sich nach der Landung als ein verrostetes Stahlhochhaus dar, das in der Landschaft kaum auffiel. Selbst die ATR42 der Iberia, die gerade ihre Passagiere nach Mallorca aufnahm, war dadurch verdeckt und für uns unsichtbar gewesen.

Der weitere Weg gestaltete sich nun überraschend schwierig. Weiter nach Valencia oder Alicante war ausgeschlossen. Beide Flugplätze sind nicht für VFR-Verkehr zugelassen. Der junge Herr vom GAT bemühte sich redlich um uns und telefoniert für uns überall herum. Als nächstes probierten wir Murcia/San Javier. Eigentlich stand uns dieser Platz, der halb Verkehrsflughafen, halb Militärplatz ist, auch nicht zur Verfügung. Wir durften jedoch über Email einen Slot beantragen. Am WIFI-Punkt in der Flughafenhalle konnte Lothar sich mit seinem Rechner einloggen und das Email abschicken. Unser netter Betreuer holte uns dort später wieder ab. Ein weiteres Telefonat mit Murcia bestätigte, dass unser Antrag angenommen war. Wieder bereit zum Abflug rufen wir den Tower und erfahren von unserem bereitwilligen Helfer über Funk, dass der Tower nicht mehr besetzt ist, dass wir einfach starten sollen, nach Verlassen des Meldepunktes „S“ Barcelona Approach rufen und den Flugplan per Funk aktivieren sollen, alles also ganz unkompliziert. Übrigens war Lleida trotz des guten Service der günstigste Flugplatz überhaupt: „5,60€“.

Wir flogen von dort zunächst in südliche Richtung, über dem ausgedehnten Ebrostausee und über eine fast grenzenlose gemusterte Landschaft fast ohne Häuser. Die Flächen bestehen im Wesentlichen aus Olivenhainen oder Weinfeldern, angepasst an die Formen des Geländes. Wir passierten das Ebrodelta, das sich weit ins Meer hinaus erstreckt und erreichten südlich von Peniscola die Mittelmeerküste. An dieser Stelle braute sich aber anscheinend gerade etwas zusammen. Rechts am Land stand eine dunkle Wolke und davor ein horizontales Wolkengebilde in der Form einer Zigarre, das in Richtung Süden etwas aufs Meer hinausragte. Lothar vermutete darin die Böenwalze eines Gewitters und beschloss es zu umfliegen. Am Anfang sah es nach einem kurzen Umweg aus, um dann weiter entlang der Küste voranzukommen. Nun geschah etwas Unglaubliches: das längliche Gebilde wuchs sich in Längsrichtung zu einem gewaltigen Schlauch aus, und zwar mit einer wesentlich höheren Geschwindigkeit als wir flogen. Binnen kurzem überspannte er fast die gesamte Bucht von Valencia, ca. 80 km weit. Das südliche Ende bei dem Ort Balcon al Mar lag die ganze Zeit im Süden von der Sonne beschienen vor uns. Die Wolkenwurst hatte sich zu einem beängstigenden Gebilde entwickelt.


Unten und innen dunkel und teilweise hohl, die beiden Ränder hingegen zeigten ausgefranst und zerzaust nach unten. Wir hielten respektvoll einen Abstand zwischen 100-200 m, weitere Annäherung 
machte sich durch Turbulenzen bemerkbar. An der unterschiedlichen Kräuselung des Wassers darunter konnte man die Luftbewegungen erahnen. Zu unserem Glück war die Querbewegung offensichtlich gering, das Monstrum schien an der Stelle zu stehen.

Wir hielten weiterhin auf das beleuchtete Kap an der gegenüberliegenden Seite zu. Eine Rückkehr zur Küste nach rechts wäre zeitweise wegen starker Regenfälle unmöglich gewesen. Unser Weg führte ungefähr 30 km vor der Küste an Valencia vorbei. Lothar hörte im Funk, dass auch Airliner wegen des Wetters umgeleitet wurden. Erst kurz vor Erreichen der entgegengesetzten Seite wich die Rolle etwas nach rechts zurück und endete vor dem Ufer. Der weitere Flug setzte sich nun bei sehr schönem Wetter entlang der Küste fort. Die Landspitze bei Balcon al Mar überflogen wir und bei Calpe meldeten wir uns bei Alicante Approach. Nach einem felsigen Küstenabschnitt tauchte dahinter eine bizarre Hochhausstadt auf, Benidorm. Wir wurden von dem Controller von Alicante über „NE“ nach „N“ im Norden der Landebahn geleitet mit einer anschließenden Überquerung. In „SW“ meldeten wir uns von Alicante ab und kurz danach überflogen wir schon den Ort Torrevieja, den nördlichen Anflugpunkt von Murcia/San Javier.

Der Flughafen von Murcia/San Javier liegt an der Küste einer Lagune. Die rechte, kürzere der beiden Landebahnen wird offensichtlich ausschließlich für die Übungsflüge der Pillan Militärtrainer genutzt. Wir erhielten einen Direktanflug zur „23L“. Nach dem Tanken unserer Maschine am späten Nachmittag wollten wir den Flugplatz verlassen. Der letzte Sicherheitsmann sah uns offensichtlich noch, schloss aber die Türe hinter sich. Offensichtlich war niemand mehr zuständig, uns den Ausgang zu öffnen, deswegen schlüpften wir unter der geschlossenen Schranke mit unserem Gepäck nach außen.

Im Hauptgebäude bekamen wir an einem besetzten Informationsstand eine Empfehlung für ein gutes Hotel in der Nähe mit einem speziellen Flughafenrabatt für knapp 100,- Euro. Wieder draußen am Taxistand fragte Lothar aber den Taxifahrer sehr erfolgreich nach einem günstigeren Hotel. Er brachte uns zu einem kleinen 2-Sterne Familienhotel (Hotel Los Narejos), ca. 200 m vor dem Luxushotel und in Strandnähe. Leider hatte Lothar seine Badehose vergessen. Die Preise überraschten uns komplett: 27 Euro kostete das Einzelzimmer, 30 Euro das Frühstück. Das erschien wieder etwas hoch, aber es war der Preis inkl. Frühstück. Klar, dass wir sofort zuschlugen. Die Zimmer sind etwas älteren Datums, aber in Ordnung. Auch das Abendessen war besonders günstig: 25 Euro für zwei einfache Menüs mit Steak und mit einer Flasche Wein. Wegen der Nähe zum Flughafen kostete die Taxifahrt nur knapp 10 Euro. An diesem Tag nach drei Etappen waren wir schon etwas müde und relativ bald auf unseren Zimmern, hätten also von dem Luxus des anderen Hotels nicht mehr viel gehabt.

Am nächsten Morgen begrüßten uns die Pillans schon in der Platzrunde, als wir den Flugplatz erreichten. Nun rächte sich unser abendliches Durchschlüpfen unter dem Schlagbaum. Den ersten Versuch, wieder auf das Flugplatzgelände zu kommen probierten wir über die normalen Sicherheitschecks. Als wir aber drinnen unsere Flugscheine statt normale Tickets herzeigten, wurden wir von einem Polizisten wieder raus und an den anderen Eingang mit dem Schlagbaum gebracht. Dort waren wir aber nicht registriert, keiner wusste etwas von unserer Existenz. Also ging es erst in ein anderes Büro, wo Formulare ausgefüllt wurden, dann wieder zurück zum Schlagbaum. Nach einer Stunde schließlich waren wir bei den netten Leuten im GAT, die uns bei allem Weiteren wie Flugplanaufgabe unterstützten.

Als Sprungbrett nach Gibraltar hatten wir uns den Flugplatz Granada ausgesucht, denn Malaga stand uns VFR-Fliegern ebenfalls nicht zur Verfügung. Wir verließen Murcia/San Javier nach Süden entlang der langen Landzunge, die die Lagune bildet, um die Südspitze herum und längs einer Felsküste wieder nach Westen. Weiter geradeaus in die Berge in Richtung Granada längs der Autobahn erreichten wir von Osten die Kontrollzone, neben uns die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Der starke Gegenwind von 27 Knoten ließ erahnen, wie schnell sich hier das Wetter ändern kann.

Erstaunlicherweise erhielten wir in Granada die „09“ zur Landung und am Flugplatz war es windstill. Nun begann die zeitraubendste Phase dieser Reise, die Formalitäten für den Flug nach Gibraltar. Wir mussten einen PPR Form für die Landung erstellen und abschicken. Lothar hatte alle Formulare schon zum Ausfüllen fertig auf seinem Computer und wir überhörten die wiederholte Aufforderung vom GAT, einen Handling Agent anzurufen. Normalerweise hätte das alles sowieso schon mindestens 24 Stunden früher erfolgen sollen, aber so genau ist unser Flug und das Wetter nicht einplanbar. Der GAT Angestellte in Granada unterstützte uns sehr gut in deutsch. Wir nahmen mit GIBAIR in Gibraltar Kontakt auf, denn um den Handling Agent in Gibraltar kommt man nicht rum. Immerhin ca. 150 Euro kostet das Geleit am Flugplatz, aber ohne die Erfragung der PPR Nummer von GIBAIR wurde kein Flugplan angenommen. Die Telefonverbindung riss ständig ab, da der Handling Agent im Auto unterwegs war. Wir erfragten die Nummer nun über E-Mail und warteten, warteten, ...

Nach einer Stunde Wartezeit immer noch keine Antwort, wir cancellten unseren Flugplan. Endlich gegen 16:00 war die PPR Nummer da. Später als um 17:00 wollten wir keinesfalls mehr starten. Wieder wurden wir vom GAT an den Handling Agent in Granada erinnert, der aber erst mit dem Auto von Malaga bis hierher hätte kommen müssen. Da das alles aber nicht mehr funktioniert hätte, erlaubte unser Berater vom GAT eine unkonventionelle Lösung: Eine „Susanna“ von Iberia sollte uns abholen und zum Flugzeug bringen. Wir saßen wieder in den Sesseln beim GAT und warteten und die Zeit rann uns davon und Susanna kam nicht. Schließlich verließen wir das GAT und gingen ihr entgegen zum Iberia-Schalter, aber Susanna war nicht da, denn in der Zwischenzeit war die ATR-42 von Iberia gelandet und Susanna war dort voll beschäftigt. Am Iberia-Schalter fanden wir aber eine andere nette junge Dame, die sich stattdessen bereit erklärte, uns aufs Flugfeld mitzunehmen. Auf den letzten Drücker starteten wir schließlich um 16:54 Ortszeit in Richtung Gibraltar. Ausflug über „S“, wo uns der Controller von Malaga nach „PE2“ an der Küste weiterleitete, für uns ein direkter und schneller Weg, aber mit einem steilen Abstieg von über 6000 Fuß über den Bergen auf unter 1000 Fuß an der Küste. Wir überquerten die Bucht von Malaga nach „PS1“ (besser bekannt als Torremolinas), „PW1“ meldeten wir noch, dann brach der Kontakt mit Malaga Approach wegen der hohen Berge ab.

Da sich Spanien und Großbritannien wegen Gibraltar nicht besonders grün sind, hat Spanien zur Abriegelung eine ausgedehnte Sperrzone nördlich des Affenfelsens eingerichtet (LER164 FL300/GRD-SEA). Da geht kein Weg durch, d.h. dass wir bereits kurz nach Marbella bei San Pedro de Alcantara („PW“) die Küste verließen und aufs Mittelmeer flogen, quasi in einen sehr langen Queranflug zur „27“. Wir nahmen Funkkontakt mit Gibraltar auf, die sich sofort rührend um uns bemühten. Anscheinend hatten sie auch nichts besseres zu tun. Wir bekamen schon frühzeitig den Direktanflug zur Piste „27“ und nahezu minütlich die neuesten Meldungen über die Wind- und Böensituation, lokale Vogelbewegungungen, usw. ... Der Flugplatz sah im Anflug ziemlich breit aus, aber nur der dunkle Streifen in der Mitte ist die Landebahn. Nach einem allgemeinen Ranking der gefährlichsten Flugplätze der Welt gehört Gibraltar immerhin unter die ersten zehn.

Wir hatten Glück mit dem Wetter, es waren nur mäßige Turbulenzen zu erwarten. Vorsichtshalber machten wir einen hohen Anflug mit 80kn und überrollten durch das späte Aufsetzen auch noch die überquerende Straße, damit die vielen Autos und Fußgänger an den roten Ampeln nicht umsonst gewartet hatten. Gleich zwei Einweiser um jeweils 90° versetzt leiteten uns auf unseren endgültigen Abstellplatz. Außer dem ausgehöhlten flugunfähigen Düsentrainer, der aus früheren Zeiten übrig geblieben ist, war die D-ENUE zeitweise das einzige Flugzeug auf dem Platz.

Die nette Dame von GIBAIR war schon da, um uns abzuholen. Sie kümmerte sich auch noch um Hotelzimmer für uns, was anscheinend nicht so leicht war. Ein Taxi brachte uns zu unserem Hotel an der steilen Ostseite des Felsens. Von unseren Zimmern hatten wir einen herrlichen Blick auf das Meer, wo eine Menge großer Schiffe ankerten, weil sie auf einen Platz im Hafen warteten oder einfach nur zum Tanken anstanden, denn der Sprit ist hier für sie besonders günstig. Nach unserem Abendspaziergang fanden wir ein geeignetes Lokal zum Abendessen wenige Minuten vom Hotel entfernt an einem kleinen Sandstrand, das im Vergleich zum Hotelmenü auch noch unser Budget schonte und original Brown Ale aus England vom Zapfhahn anbot. Wir waren glücklich, unser Ziel erreicht zu haben.

Der nächste Tag wird der einzige Ruhetag der Reise. In der Nähe des Hotel ist eine öffentliche Busstation und das Tagesticket für Senioren kostet gerade mal 1,60. Klar, dass wir am nächsten Tag erst mal ins Zentrum fuhren und dort einen ausgedehnten Spaziergang machten. Als wir schließlich an der Seilbahnstation zum Felsen ankamen, ließen wir uns überzeugen, dass eine Minibusfahrt für uns wesentliche Vorteile bringt. Wir sahen verschiedene Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten, die von der Seilbahn aus nur über kilometerlange Fußwege erreicht werden können, z.B. die Tropfsteinhöhle (St. Michaelshöhle), einen Aussichtspunkt zum Atlasgebirge auf der afrikanisches Seite, machten die zweifelhafte Bekanntschaft mit den Berberaffen und bestiegen anschließend noch das „Moorish Castell“,

von dem aus man einen schönen Blick auf die quer zur Landenge gelegene Landebahn des Flughafens hat. Nachdem der kleine Airbus der Easyjet gestartet war und in einer scharfen Linkskurve abdrehte, um die Sperrzone zu vermeiden, stand unsere D-ENUE wieder ganz allein auf dem Flugfeld. Unser Fahrer und Guide erzählte inzwischen einige Details zu Gibraltar und zum Flughafen, nämlich dass wegen der schlechten Beziehungen zu Spanien nur Flugzeuge aus Großbritannien hier ankommen. Da mussten wir ihm aber widersprechen, dass gestern ein Flug von Granada hier ankam, was uns verwunderte Blicke bescherte.

Freie Tage bei Flugausflügen sind meist doch nicht ganz frei, denn die Planungen für den nächsten Tag ließen uns nicht los. So waren wir am frühen Nachmittag bereits zurück im Hotel, um die Flugplanung für den nächsten Morgen zu machen. Wir lasen mehrmals die Bestimmungen zur Notwendigkeit eines Handling Agent durch und kamen zu der Auffassung, dass wir keinen brauchen: in den Bestimmungen stehen mehrere Bedingungen durch ein „Oder“ miteinander verknüpft, eine davon ist, dass die Maschine mehr als 15 m Spannweite haben muss, was auf uns nicht zutraf.

Wir erstellten für den nächsten Morgen einen Flugplan mit Start um 10:00 Ortszeit nach Granada, hatten aber keine E-Mail-Adresse um ihn aufzugeben. Lothar hatte die glorreiche Idee, AIS in Frankfurt anzurufen und die erklärten sich bereit, das für uns zu tun. Damit hatten wir den Rest des Tages frei. Unsere Tageskarte für den Bus war noch gültig, so besuchten wir noch die Südspitze von Gibraltar mit dem Leuchtturm, der Moschee und dem Sikorsky-Denkmal mit einem verbogenen Propeller als Gedenken an einen Flugzeugabsturz eines polnischen Generals 1943. Wir ließen es uns auch nicht nehmen, den Flugplatz bei grüner Ampel zu Fuß zu begehen. Abends wählten wir uns ein anderes der Lokale an unserem kleinen Sandstrand aus.

Am Morgen unserer Abreise wurden wir von unserem Handling Agent empfangen und aufs Flugfeld gebracht. Alles schien zunächst gut zu laufen, außer dass das Wetter offensichtlich nicht mitspielte. Im Westen stand bereits eine dunkle Wolke und zwischen 11:00 und 14:00 waren Gewitter angesagt. Es gelang uns telefonisch, unseren Flugplan eine halbe Stunde vorzustellen in der Hoffnung vor der dunklen Wolke rauszukommen. Beim Checken der Maschine kam unser Handling Agent mit der Information zurück, dass wir einen Handling Agent für Granada bräuchten, sonst würde unser Flugplan nicht angenommen. Daraufhin folgte hektisches Telefonieren. Wir erreichten den Herrn von Swissport im Auto, die Verbindung brach wieder ab, nach weiteren Versuchen bekamen wir endlich die entscheidende Nummer: „Swissport 2“. Wir hatten es nun eilig, Taxifreigabe zum Startpunkt „27“ zu erhalten. Aber wir mussten dort noch halten, bis die Schranke geschlossen und die Startbahn geräumt war. Trotzdem ging alles sehr schnell, wir waren schon eine Minute vor unserem Flugplan in der Luft. Als wir die letzten Hafengebäude links von uns passierten, geraten wir schon in den ankommenden Regen – Linkskurve und weiter in Richtung Südspitze „Punta de Europa“. Wir umrundeten den Leuchtturm und flogen zunächst in östliche Richtung zur Umgehung des Sperrgebietes. Beim Blick zurück zeigte sich Gibraltar schon eingehüllt in schlechtes Wetter.

Knapp an dem Sperrgebiet entlangfliegend, sahen wir die hohe Bergkette an der Küste in Wolken eingehüllt. Wo sich das Sperrgebiet nach Norden wendet, liegt an der Küste die Stadt Estepona. Dort macht es einen Knick nach Nordwesten und zieht sich schräg in die Berge hoch, die allerdings nach Südwesten in Richtung Gibraltar an Höhe verlieren. Dort führen mehrere Täler in das gebirgige Hinterland von Malaga hinauf. Eines davon, in dem sogar eine Bahnlinie verläuft, führt zu der Stadt Ronda, die wegen ihrer Einzigartigkeit so gut wie jedem Andalusienurlauber bekannt ist.
Wir wollten diese Stadt ohnehin gerne aus der Luft sehen, gingen über Estepona in den Steigflug und folgten dem Rand der Sperrzone nordwestlich, bis wir das richtige Tal unter uns hatten. Unter besseren Wetterbedingungen hätte ich gerne noch nach der Dorf der Schlümpfe gesucht (eines der „weißen Dörfer“ rechts unseres Weges hatte man für den Film „Die Schlümpfe“ komplett blau angemalt und es wurde dadurch zu einer Touristenattraktion). Die Berge beidseitig des Tales waren aber sehr stark von Wolken eingehüllt, so dass diese Suche leider ausfallen musste. Nachdem das Tal einen letzten Gebirgsrücken, die Serrania Ronda, durchquert hat, weitet es sich und gab uns den Blick auf Ronda frei.
Wir machten einen Vorbeiflug an dem Steilabfall und der Schlucht, die durch die Stadt führt mit der allen Touristen bekannten Brücke. Nach Passieren von Ronda näherten wir uns der CTR Malaga, konnten aber wegen der hohen Berge und unserer niedrigen Höhe über Grund zunächst keinen Funkkontakt herstellen. Wir bereiteten uns schon auf einen kleinen Umweg vor. Erst wenige Kilometer vor der Grenze bei dem Ort Cuevas del Bacero erhielten wir die Erlaubnis von Malaga Approach zum Direktanflug nach Granada.
Unser weiterer Weg führte nun über den ausgedehnten „Embalse de Guadalhorce“ und südlich vorbei an einem bekannten Vogelschutzgebiet, der „Laguna de Fuente de Piedra“, die in einer Sperrzone liegt. Wir überflogen die Stadt Antequera und verließen kurz danach bei Archidona (PN) die CTR Malagas. 10 Meilen weiter längs einer Autobahn und durch ein Tal hindurch erreichten wir die Stadt Loja. Von hier aus wäre es im Prinzip ein bequemer Weg in dem sich zur Ebene weitenden Tal der Autobahn entlang auf geradem Weg zum Flugplatz Granada zu fliegen, aber die Öffnung dieses Tales ist durch eine Sperrzone verschlossen. Wir mussten den 10 Meilen südöstlich gelegenen Einflugpunkt „S“ melden. Dazu musste man bei der Stadt Loja scharf nach rechts drehen und dann im Zickzackkurs unmittelbar an den hohen Bergen entlangfliegen, um nicht in die Zone zu kommen. Der Meldepunkt selbst liegt in ansteigendem Gelände, so dass wir mal wieder einen Tiefflug unter Wolken absolvierten, aber bei deutlich verbessertem Wetter und guten Sichten. Der Anflug von dort zum Flugplatz darf ohnehin nur mit maximal 1000 Fuß Grund erfolgen. Im Gegensatz zu der sonstigen Leere im Luftraum über Spanien war hier etwas Verkehr – ein Messflugzeug kreuzte unseren Kurs in weiterem Abstand und wir wurden zur kurzen Landung aufgefordert – nach uns landete eine Cirrus IFR. Nach der Einweisung auf unseren Abstellplatz war vom Handling Agent keine Spur. Wir ließen, wie immer, den Tankwagen kommen und nachdem alles am Flugzeug erledigt war, machten wir uns auf den Weg zum GAT, der erst mal über einen Ausgang vom Gelände und dann von außen wieder über einen Umweg in das Flughafengebäude hineinführen würde, wir kannten uns schließlich hier schon aus. Kurz vor dem Ausgang kam uns endlich unser Handling Agent in einem Kleinbus entgegen. Der junge Mann arbeitet in Malaga und musste erst mit dem Auto hierher fahren. Er brachte auch gleich die sympathische junge Dame mit, die im Büro in Granada sitzt und die uns bei allen weiteren Arbeiten unterstützte, die wir vorher schon mal alle selbst gemacht hatten.

Zu diesem Zeitpunkt war unser weiterer Weg noch keineswegs klar. Eigentlich wollten wir gerne einen anderen Rückweg nehmen. Meine Wunschvorstellung über die Extremadura und Castilien hatten wir mangels geeigneter Flugplätze und wegen des großen Umweges bereits aufgegeben. Möglich wäre der Weg über einen Flugplatz bei Madrid und weiter über Zaragoza. Die Informationen der Wetterberatung zeigten aber eine Front von Nordwesten mit ziemlich schlechtem Wetter bei Madrid. Dieser Weg erschien uns wenig ratsam, zumal wir dabei keinerlei Ausweichmöglichkeiten gehabt hätten. Längs des Mittelmeeres war das Wetter zu diesem Zeitpunkt hingegen sehr gut, so dass die Entscheidung schnell klar war. Die nächste Etappe sollte wieder über Murca/San Javier gehen. Die einzige andere Alternative, Almeria, würde zu einer noch längeren nachfolgenden Strecke bis Lleida führen. Das weitere Vorgehen war uns schon gut vertraut: Email schreiben mit der Erlaubnis für einen Slot in Murcia mit telefonischer Rückbestätigung. Somit schien alles bereit zu sein für den Weiterflug, aber Lothar hatte die Notwendigkeit des Handling Agent noch nicht in seinem Innersten akzeptiert, schließlich sind damit auch entsprechende Kosten verbunden und wir hatten uns gewissenhaft die Vorschriften durchgelesen.

So kam es noch zu einer Diskussion über den Text in der Vorschrift mit dem Handling Agent, der natürlich eine ganz andere Auffassung hatte wie wir. Für ihn las sich der Text so, dass man entweder eine Spannweite von >15 m hatte (was für uns nicht zutraf) oder aus einem Nicht-Schengen-Staat kam (was in diesen Falle zutraf) oder... . Das Problem für das Missverständnis liegt in einer Doppeldeutigkeit des Wortes „oder“, aber so tief wollten wir die Diskussion nicht weitertreiben und beugten uns der Bürokratie. Unsere sympathische Begleiterin fuhr uns wieder mit dem Kleinbus zum Flugzeug zurück.

Für unseren Weiterflug sollten wir den Pflichtmeldepunkt „N“ anfliegen, der sich als noch ungeeigneter herausstellte als unser vorheriger Einflugpunkt. Er liegt ebenfalls in ansteigendem Gelände am Rande eines Tales. Ein Weiterflug in dieses Tal ist aber nicht möglich, da es durch eine Sperrzone verschlossen ist mit einer Minimalhöhe von 6500 Fuß, auf die wir aber nicht steigen wollten. Wir flogen also innerhalb der CTR von Granada an der Grenze des Gebietes nach Osten entlang, bis wir wieder die Autobahn nach Murcia erreichten und verließen das Gebiet auf diesem Weg. Diesmal lag unser Kurs etwas südlicher wie auf dem Hinweg und so trafen schon bei Aguilas an die Küste. Der Rest über „S“ und „S1“ nach Murcia/San Javier war uns schon vertraut. Am östlichen Meldepunkt mussten wir noch eine Warteschleife drehen mit einen schönen Rundblick über die Lagune.
Unser netter, deutsch sprechender Ansprechpartner im GAT wollte es gar nicht glauben, dass man Probleme beim Betreten des Flugplatzes haben kann, aber wir bestanden darauf, dass er uns unseren „Zettel“ ausfüllt und abstempelt. Am nächsten Morgen werden wir dadurch eine Stunde sparen und problemlos in wenigen Minuten drin sein. Wir ließen uns anschließend wieder in unser bewährtes Familienhotel fahren, hatten aber diesmal noch genügend Zeit für einen kleinen Abendspaziergang zum Strand und für kleine Besorgungen. Lothar überlegte wieder, sich eine Badehose zu kaufen.

Am nächsten Morgen waren wir Dank unseres „Zettels“ schnell wieder drinnen, standen dann aber eine halbe Stunde lang abflugbereit an der „23L“, denn zunächst landete eine Staffel CASA101 nach einem tiefen Überflug. Der Flug nach Norden führte von Controllern geleitet über die verschiedenen Meldepunkte längs der Küste, südlich der Bahn von Alicante mussten wir diesmal wegen einer landenden ATR halten. Erst ab „NE1“ konnten wir uns unseren eigenen Weg durch die Berge westlich an Valencia vorbei suchen. Selbst hier abseits der bekannte hohen Gebirgszüge sieht man, wie gebirgig Spanien im Hinterland ist. Westlich von Valencia ab Requena erwischte uns noch der Ausläufer des Schlechtwettergebietes bei Madrid und schüttelte uns ordentlich durch. Wegen niedrigerer Wolken, schlechter werdender Sicht und der hohen Berge mit fast 7000 Fuß vor uns, legten wir unseren Kurs weiter östlich und waren den Rest der Strecke wieder bei sehr gutem Wetter unterwegs.
Die Ebrostauseen vor uns zeigten uns bereits die Nähe zu Lleida. Dieser Flugplatz ist sehr weit von der Stadt entfernt und da noch genügend Zeit war, schlossen wir noch den 40- minütigen Flug nach Sabatel an. 
Vom Flugplatz aus reservierte man uns ein vernünftiges und preiswertes Hotel über einen speziellen Flughafenrabatt (Stichwort Cien Ales), das Hotel URPI,(52 Euro inkl. Frühstück. Dort wollte man uns zunächst nicht
das Frühstück einschließen, ein kurzer Protest von Lothar aber klärte die Situation zu unseren Gunsten. Bei einem kurzen Abendspaziergang kamen wir an den wenigen sehenswerten Stellen der 200.000-Einwohnerstadt vorbei. Ein geeignetes Lokal zum Abendessen fanden wir dabei nicht, da wir nicht bis nach 20:00 damit warten wollten. So nahmen wir außen bei einer einfachen Bar neben unserem Hotel Platz und suchten uns ein Sortiment von Empanadas, Tortillas und Tapas aus.

Der nächste Tag begann mit einer Sightseeingstrecke bei bestem Wetter. Nördlich von Mataro erreichten wir die Mittelmeerküste und flogen in geringer Höhe (500-700 Fuß) die Costa Brava ab. Die Bucht von Ampuriabrava kürzten wir wegen der Sperrgebiete übers Meer ab. Wir flogen um das Cap de Creus
und dann weiter die französische Küste entlang. Der Controller von Montpellier ließ uns sogar unmittelbar vor seinem Platz in 500 Fuß Höhe an der Düne weiterfliegen. Nach Passieren von La Grande Motte erhielten wir die Erlaubnis, über „AM“ (Aigues Mortes), beeindruckende mittelalterliche Festungsstadt) zum Direktanflug nach Avignon überzugehen.
Wir nahmen erst Ostkurs auf, um dem Flughafen Nimes auszuweichen und überquerten dabei einen schönen Teil der Camargue mit ihren Herden von schwarzen Stieren, weißen Pferden und Feuchtgebieten. 

An der Rhone drehten wir auf Nordkurs und erreichte Avignon gerade um die Mittagszeit, wo in Frankreich alle Aktivitäten aus bekannten Gründen ruhen. Unser Etappenziel für diesen Tag sollte Chambery sein. Da die Tankstelle dort schon relativ früh schließt, drängte es uns doch etwas früher als gedacht zum Aufbruch. Eine der Damen des Flughafenpersonals unterbrach das gemeinsame Mittagessen mit der Belegschaft für uns und versuchte die Sicherheit zu erreichen. Unmöglich !!! So kamen wir ganz ohne Kontrolle zu unserem Flugzeug und kehrten auf dem gleichen Weg durch das Rhonetal nach Norden zurück. Die große Kontrollzone von Grenoble-Isere störte uns nicht, da daneben in dem östlichsten Tal an den hohen Alpenausläufern vorbei der Weg automatisch zum südlichen Meldepunkt von Chambery führt. Der Direktanflug in Richtung See mit dem Alpenpanorama ist traumhaft. In Chambery ist es gar nicht so einfach, Ein- und Ausgänge des Flugplatzes zu finden, wir benötigten immer die Hilfe eines der ansässigen Piloten. Ein Weiterflug an diesem Nachmittag war nicht mehr geplant wegen des Wetters in der Schweiz und in Deutschland. Wir nahmen die Empfehlung eines Hotels vom GAT in Flugplatznähe (Quality Hotel „Le Cervolan“) an und legten die 500 m mit unserem Gepäck zu Fuß zurück. Durch Lothars Verhandlungsgeschick bekamen wir in dem Designhotel spezielle „Standardzimmer ohne Aussicht“ zu einem deutlich reduzierten Preis. Die Zimmer sind riesig und für eine ganze Familie geeignet mit Kochnische etc. Das gesparte Geld legten wir später in dem guten Restaurant als Abschluss unseres Fluges wieder drauf. Eine Ausweichmöglichkeit hätte es dort im weiten Umkreis ohnehin nicht gegeben.

Am letzten Morgen unserer Reise erwartete uns traumhaftes Flugwetter. Die Alpen waren vollkommen frei, lediglich die Morgennebel hingen noch etwas herum. So hatten wir endlos Zeit zum Frühstück und zur Flugplanung in der Wifi-Zone des Hotels in bequemen Clubsesseln. Wir wollten sicher gehen, dass unser Zielflugplatz Leutkirch zum Zeitpunkt unseres Starts frei von Nebel ist. Gegen 10 Uhr schien dort bereits die Sonne und damit stand einem herrlichen Flug durch die Alpen nichts mehr im Weg. Wir flogen zunächst ein Stück nach Süden in die Berge und folgten dem Isere-Tal bis Albertville, von dort weiter über die Arlyschlucht, vorbei an Megeve mit seinem alpinen Flugplatz ins Tal der Arve und tiefer in die Berge hinein nach Chamonix. Wir hielten uns rechts im Tal am Fuße der 4000-er, vorbei am Mont Blanc, vorbei an den Enden der Gletscherzungen. Die linke Talseite hing voll von Gleitschirmfliegern, die dort von einer Seilbahnstation aus starten. Am Ende des Tales öffnet sich auf der linken Seite der Col de Forclaz und mit einer leichten S-Kurve gelangten wir auf geradem Weg ins Rhonetal. Es ging weiter über Furka- und Oberalppass ins Rheintal. Gespannte Aufmerksamkeit auf der ganzen Strecke, denn Gleitschirmflieger konnten fast überall überraschend unseren Weg kreuzen. Nach der Rheinschlucht bei Flims stiegen wir noch mal auf 5500 Fuß und nahmen die schöne Abkürzung über das Taminatal, das uns bei Bad Ragaz wieder ins Rheintal zurückbrachte. Im leichten Sinkflug erreichten wir nun Leutkirch. Den Rest der Strecke nach Nürnberg fand die D-ENUE fast von allein.
Ein abenteuerlicher Flug war zu Ende, für Lothar ein Höhepunkt zum Ende seiner fliegerischen Aktivitäten. Auch für mich fühlt es sich wie ein guter Abschluss an.

Lothar Ermer und Günther Wagner

Geflogene Routen:
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